Auf Einladung des Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Jüttner waren rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Niedersachsen nach Hannover gereist, um auf dem Kongress zur Zukunft der beruflichen Bildung über die notwendigen Reformen in Niedersachsen zu diskutieren. Mit dabei war auch die Lüneburger SPD-Politikerin Hiltrud Lotze. „Das Thema ist mir sehr wichtig. Die berufliche Erstausbildung ist eine wichtige Grundlage für den späteren Beruf, damit für ein selbst bestimmtes Leben. Wenn ich bedenke, dass ein Viertel der Langzeitarbeitslosen keinen Schulabschluss und keine berufliche Qualifikation hat, dann liegt hier der Schlüssel. Deswegen brauchen wir eine Kultur der zweiten dritten Chance. Wer im Laufe seines Lebens in eine Sackgasse geraten ist, muss die Chance bekommen, Schulabschlüsse gebührenfrei nachzuholen und berufliche Abschlüsse zu erwerben. Das muss auch für Niedersachsen gelten, wo leider die CDU/FDP-Landesregierung die Durchlässigkeit im Bereich der beruflichen Bildung nicht fördert, sondern neue Hürden aufbaut“, so Hiltrud Lotze.

Im Mittelpunkt des ganztätigen Kongresses standen aktuelle Themen wie der europäische Qualifikationsrahmen in der Berufsausbildung, Alternativen zur dualen Ausbildung, die Transfervorschläge für den Bereich ProReKo (Projekt regionale Kompetenzzentren) und die höhere Durchlässigkeit im Bereich der beruflichen Bildung mit der Möglichkeit für einen besseren Zugang an den Hochschulen. Hierzu forderte Harald Schlieck, stellvertretender Geschäftsführer der Handwerkskammer Osnabrück / Emsland, zum Beispiel die Möglichkeit des Hochschulzugangs für Gesellen.

In Niedersachsen besuchen 265.337 von über 900.000 Schülerinnen und Schülern die Berufsbildenden Schulen. Davon entfallen über 40% auf Vollzeitbildungsgänge. Zurzeit befindet sich die berufliche Bildung durch die Änderung der Verordnung zur Beruflichen Bildung und die letzte Schulgesetzesänderung im Umbruch. In ihrem Statement kritisierte die ehemalige Bundeswissenschaftsministerin und SPD-Bundestagsabgeordnete Edelgard Bulmahn den oft zu unrecht vernachlässigten Stellenwert der beruflichen Bildung und forderte: „Berufliche Bildung darf nicht in eine Sackgasse führen, sondern muss sich zur Karriereschmiede weiterentwickeln können.“

Bundesarbeitsminister Olaf Scholz machte ebenfalls in seinem Vortrag deutlich, dass es eine hohe Durchlässigkeit in der beruflichen Bildung geben müsse. Er verwies auf Kooperationen der Agentur für Arbeit mit den Schulen, um einen begleiteten Übergang in die Ausbildung zu ermöglichen. Darüber hinaus gäbe es auch eine neue Fördermöglichkeit der Agentur für Arbeit, um einen Hauptschulabschluss nachholen zu können.

„Ich unterstütze die Forderung der SPD-Landtagsfraktion, dass die Durchlässigkeit im Bereich der beruflichen Bildung erhalten bleiben muss. Die Landesregierung darf nicht durch Verordnung zusätzliche Hürden aufbauen, die vor allen Dingen zu Lasten der schwächeren Schülerinnen und Schülern geht“, so Hiltrud Lotze.