Mit der ostpreußischen Vergangenheit und den Auswirkungen auf die heutige Politik befasste sich Ulrich Maeck in der Zusammenkunft der SPD-Arbeitsgemeinschaft 60 plus, am 9.2.2011, im Brau- und Tafelhaus Mälzer in Lüneburg. Maeck, geboren in Ostpreußen, als Infanterist über das Haff gegangen, bezeichnete sich selbst als einer, der noch der Erlebensgeneration angehört.

Wie in einem Hubschrauberflug suchte er die Wurzeln des Mythos Ostpreußens in der Geschichte. Maeck skizzierte die Entwicklung im ehemaligen Pruzzen. Die Goldbulle von Rimini, ausgefertigt von Kaiser Friedrich II. im Jahre 1226, stand am Anfang des vom Deutsche Orden mit kriegerischen Mitteln errichteten Deutschordenstaates. Der in Folge eine ganz große Rolle in der Geschichte Ostpreußens spielte und erst in er Schlacht von Tannenberg ein Ende fand. Die danach folgenden Landgeschenke waren die Basis für namhafte Adelsgeschlechter, wovon einige auch heute noch hohe Wertschätzung genießen. Die mythenhafte Überhöhung des Deutsch Orden-Geschehens, insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus, verbunden mit der Glorifizierung durch Schriftsteller, meinte Maeck, sei eine der Ursachen für das, was heute als „Mythos Ostpreußen“ bezeichnet wird.

Tatsächlich war Ostpreußen dagegen stets ein multi-ethischen Gebilde gewesen, nicht Deutsch und schon gar nicht national. Ein großer Teil der Bevölkerung sei polnischer Herkunft gewesen, was Maeck mit Begebenheiten aus seiner Jugendzeit illustrierte. Die Flucht, die Vertreibung und die Schwierigkeiten beim Neustart im Westen waren Grundlagen und Anlass für die Bildung von Kreisgemeinschaften der Ostpreußen, die nach wie vor den Zusammenhalt pflegen. Dort lebt auch noch die Verbundenheit zur alten Heimat. Im ehemaligen Ostpreußen haben sich Deutsche Minderheitsverbände gebildet, die soziale Spenden als Aufbauhilfen, z.B. zur Renovierung von Kirchen und anderen erhaltungswürdiger historischer Bauten, erhalten. Er selbst habe sich bei sieben oder acht Besuchsreisen davon überzeugen können und über die Ergebnisse gefreut.

Er sei der Frage nachgegangen, woher das Gefühl der Verbundenheit, der Wunsch zu helfen, Gebäude zu erhalten und für soziale Zwecke zu spenden komme, nachdem doch die Erlebnisgeneration so langsam wegsterbe. Er denke, dass dann, wenn geschichtliche Ereignisse durch Gefühle überhöht, ja im Einzelfall sogar verfälscht werden, Einstellungen entstehen, die nicht mehr ganz real sind, aber zur eigenen Identitätsfindung beitragen. Maeck schätzte es so ein, dass sich inzwischen immer mehr über die Konsequenzen des Leitsatzes „dreigeteilt niemals!“ klar werden. Leider wurde er bis heute nicht ausdrücklich aufgegeben. Dennoch, so Maeck, der Zukunft wurde mit der von Willy Brandt eingeleiteten Ostpolitik der Weg bereitet. (Siegfried Kubiak)