In Rassau, direkt hinter dem Elbe-Deich, wohnt heute die Schriftstellerin Karin Toben. Bei ihr war am Mittwochnachmittag, dem 10. August 2011, die SPD-Arbeitsgemeinschaft 60 plus aus Lüneburg zu Gast. Karin Toben war 25 Jahre lang Mitarbeiterin in der dpa-Bezirksredaktion in Lüneburg und ist jetzt in Rente. 1995 kaufte sie das idyllische Anwesen in der ehemaligen Schutzzone, direkt hinter der DDR-Grenze an der Elbe. In den folgenden 10 Jahren wurden zahllose Renovierungsarbeiten ausgeführt.

Heute ist es eine idyllische Oase mit einer gastfreundlichen Besitzerin. Der 2002 neu errichtete höhere Deich versperrt zwar den direkten Blick auf die Elbe, lädt aber zum Besteigen ein und belohnt das mit einer sagenhaft schönen Aussicht über eine der vielen Elbschleifen.

Karin Toben erzählte Geschichten über die Menschen, die früher hier an der Elbe und in den umliegenden Dörfern wohnten. Sie dokumentierte im Buch „Heimatsehnen“ das Schicksal von 20 Familien, die ab 1952 zwangsweise ausgesiedelt wurden. Deportationen durfte sie das nicht nennen, wie sie bei Kaffee und Kuchen im Gartenhaus erzählte. Also sprach sie immer nur von Zwangsaussiedlungen. Sie schildete Erlebnisse während ihrer Recherchen. Belastende Momente gab es genug. Bestimmend waren jedoch die vielen positiven Reaktionen derjenigen, mit denen sie sprechen konnte und von denen sie viele Fotos erhalten hatte. „Die konnten es fast nicht glauben und waren darum umso dankbarer, dass sich jemand für ihr Schicksal interessierte“, sagte Karin Toben.

Genauso aufschlussreich waren aber auch ihre Erzählungen über ihr Erleben, als sie nach Rassau übersiedelte. Heute wäre sie vollständig integriert in die Dorfgemeinschaft und engagiere sich erstmals auch im Wahlkampf für die SPD, in der sie seit 1985 Mitglied ist. Im Umgang mit ihren Nachbarn wäre ihr allerdings nach wie vor bewusst, dass eine Verletzungsgefahr durch unbedachte Wortwahl nach wie vor besteht. Die Frage, ob sie den Schritt, sich hier niederzulassen, nochmals machen würde, beantwortete sie mit einem uneingeschränkten „Ja“.

Zum Abschluss las sie eine Geschichte ihres neuen Buches „Weite Heimat Elbe“. Dafür hatte sie soeben die Korrekturfahnen erhalten. Der Druck erfolgt in den nächsten Tagen. Am 8. Oktober 2011, um 15.00 Uhr, soll es in der Kirche in Neuhaus erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden. „Ich lade Euch dazu heute schon herzlich ein und würde mich über euren Besuch freuen“, sagte sie. Aber dabei blieb es nicht. Es wird geprüft, ob ob es Interesse an einem Informationsaustausch zwischen der Arbeitsgemeinschaft 60 plus und den SPD-Mitgliedern in Rassau gibt. Vielleicht in einer Veranstaltung im Winter. Das könnte dazu beitragen, dass man sich über die Elbe hinweg besser kennen lernt, richtigerweise sollte man sagen, überhaupt erst einmal kennen lernt. Grund genug gäbe es, schließlich lebt man im gleichen Landkreis. (Siegfried Kubiak)