Das war jedenfalls die feste Meinung von Hartwig Erb, dem Vorsitzenden der DGB-Region Nord-Ost-Niedersachsen, der im Nachgang zur Sarrazin-Debatte bei der SPD-Arbeitsgemeinschaft 60 plus, am Mittwoch, dem 12.10.2011, über Integrationsprobleme referierte. Dazu waren wieder zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Lüneburg und Umgebung ins Brau- und Tafelhaus Mälzer in Lüneburg gekommen. Zur Einleitung ins Thema hatte Johannes Georg Tyszka, stellvertretender Vorsitzender der ARGE, von ihm ausgewählte Thesen aus dem Buch „Deutschland schafft sich ab: Wie wir unser Land aufs Spiel setzen“ vorgetragen.

Hartwig Erb beklagte, dass nach einiger Aufregung zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Buches das Thema längst wieder weggeschoben wurde, wie das in den zurückliegenden dreißig Jahren leider auch der Fall war. Er konzentrierte sich in seinen Ausführungen auf die Situation der Menschen ausländischer Herkunft auf dem Arbeitsmarkt. Er erläuterte die Strukturen des Arbeitsmarktes und die Veränderungen in den Arbeitsverhältnissen: „nur noch wenig über 50 Prozent der Arbeitnehmer sind in Vollzeitarbeit.“ Jetzt gibt es schon die vierte Generation der in den 60ziger und 70ziger Jahren angeworbenen Gastarbeiter. Häufig würde schon der Namen genügen, um Probleme zu haben, einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu finden. „Solange nicht jedem ein passender Arbeitsplatz angeboten werden kann“, meinte Erb, „können doch nicht Sozialleistungen in Frage gestellt werden.“ Als wichtigste Voraussetzung für eine bessere Integration forderte er, dass für jeden ein sicherer Aufenthaltsstatus hergestellt wird. Erst dann, so Erb, wäre Partizipation möglich. In der Bildung und Ausbildung genauso wie auf dem Arbeitsmarkt. Die Teilhabe an der demokratischen Willensbildung in unserem Land gehöre auch zur Partizipation.

In den Diskussionsbeiträgen wurden praktische Erfahrungen aus sozialen Projekten geschildert, wie zum Beispiel aus dem „Umsonstladen“ in Kaltenmoor. Der verstärkte Zuzug ausländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger in einzelnen Straße oder Stadtteilen führe dazu, dass Deutsche wegziehen oder nicht mehr hinziehen. Das führe zu Getto-Bildung. Bedenkenswert wäre die Übernahme einer Maßnahme aus Skandinavien. Dort würden Kinder aus ausländischen Familien grundsätzlich erst ein Jahr lang in der Sprache unterrichtet, bevor sie in die Schule eingegliedert werden. Damit wird sichergestellt, dass sie nicht schon vom ersten Schultag an schlechte Schüler sind, weil sie den Lehrer nicht oder nicht vollständig verstehen. Diese Aussagen sind nur Beispiele aus der lebhaften Gesprächsrunde. Die hätte sicherlich noch längere Zeit fortgeführt werden können. Doch die zur Verfügung stehende Zeit ließ es nicht mehr zu.