„Ein denkwürdiges Vermächtnis hat Willy Brandt uns hinterlassen – eines, das uns auch heute noch Visionen für die Zukunft mitgibt“, meint Andrea Schröder-Ehlers. Anlässlich des 20. Todestages eines der bedeutendsten und zugleich populärsten Politikers in Deutschland hatte Lüneburgs SPD-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete zur Lesung mit Jan Aust geladen.

Rund 80 Gäste erlebten in der Lüner Mühle einen stimmungsvollen Abend, musikalisch begleitet von Jakob Nierenz am Cello und Daniel Stickan am E-Piano.

„Es können nur Schlaglichter sein, die ich hier liefere“, erklärt Schauspieler und Regisseur Jan Aust fast entschuldigend. Er habe sich in den letzten Wochen durch einen Berg von Material in die Welt von Willy Brandt eingelesen – ein bewegtes Leben, bunt und voller Widersprüche. Aust lässt den ersten SPD-Bundeskanzler selbst zu Wort kommen, liest aus dessen „Erinnerungen“, 1989, drei Jahre vor Brandts Tod, erschienen. Mit klarem Urteil, sensibel und authentisch, in Teilen auch mit einer Portion Humor zeichnet Brandt seinen persönlichen und politischen Werdegang nach – ein Zeitzeugnis, das die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts spiegelt. Dazu passen auch die zahlreichen, im Hintergrund an die Wand projizierten Schwarzweiß-Aufnahmen, die den international geachteten Staatsmann und Friedensnobelpreisträger in verschiedenen Lebensabschnitten zeigen.

Die von Jan Aust gewählten Textpassagen beschäftigen sich mit Brandts Kinder- und Jugendzeit im Lübecker Arbeitermilieu, die „Entdeckung der Welt“, seine Flucht vor den Nazis ins norwegische und später schwedische Exil, die er als „unbehauste Jugend“ bezeichnet, mit seiner aktiven Teilnahme am Kampf gegen Hitler, seiner Rückkehr nach Deutschland und die Karriere als SPD-Politiker bis hin zum Kniefall von Warschau. Die Lesung von Jan Aust endet mit Willy Brandts testamentarischer Aufforderung an den Kongress der Sozialistischen Internationale: „Nichts kommt von selbst. Und nur wenig ist von Dauer. Darum – besinnt Euch auf Eure Kraft und darauf, dass jede Zeit eigene Antworten will und man auf ihrer Höhe zu sein hat, wenn Gutes bewirkt werden soll.“ Langanhaltender Beifall folgt diesem Zitat in der Lüner Mühle.

„Ich danke Jan Aust für die Auswahl dieser wunderbaren Texte und allen Beteiligten für den sehr würdevollen und feierlichen Rahmen unserer Veranstaltung“, äußert sich Andrea Schröder-Ehlers abschließend begeistert. Und kündigt an, dass es in der nächsten Zeit für die Sozialdemokraten noch viele weitere Gelegenheiten zum Feiern gebe: „Im nächsten Jahr erinnern wir an unser 150-jähriges Parteibestehen“, so die Abgeordnete.