An der politischen Sprengkraft, die in der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Europa liegt, werden die Demokratien in Europa nicht zerbrechen. Das war die positive Prognose am Ende der Diskussion zur Jugendarbeitslosigkeit in Europa, zu der Hiltrud Lotze (SPD) in die Leuphana Universität eingeladen hatte.

Der Rest des Abends war eher ernüchternd. Denn für junge Menschen in Europa sieht es ziemlich hoffnungslos ist. Die Arbeitslosenzahlen sind dramatisch hoch. Die von den Experten diskutierten Lösungsansätze werden – wenn überhaupt – nur mittel- bis langfristig wirken. Bis dahin aber könnte die Zukunftsperspektive dieser jungen Menschen längst verspielt sein.

Ja, Europa hat einmal gemeinsam mit 600 Milliarden Euro seine Banken gerettet. Dann wurde für die Länder, die durch die Bankenkrise in Schieflage geraten sind, ein Rettungsschirm nach dem anderen aufgespannt. Für die sechs Millionen arbeitslose Jugendliche in Europa aber haben die EU-Länderchefs ganze sechs Milliarden bis 2020 eingeplant. Man kann nur hoffen, dass man sich auf dem EU-Gipfel am Freitag der ursprünglichen Idee von Europa erinnert: der Solidarität.

Auf dem Podium der Leuphana waren alle wichtigen Bereiche vertreten. Das EU-Parlament mit Bernd Lange, der Arbeitgeberverband mit Bernd Weichel, der DGB mit Dr. Matthias Richter Steinke, die lokale Wirtschaftsförderung mit Jürgen Enkelmann und Prof. Dr. Christian Pfeifer, Volkswirtschaftler von der Leuphana-Universität.
Eine Verbesserung der Lage erhofft man sich durch bessere Bildungssysteme, bessere Ausbildung und Arbeitsmarktvermittlung, wenn möglich durch den Import des dualen Ausbildungssystems aus Deutschland. Darüber hinaus sollen Investitionen in Forschung und Entwicklung – und dadurch mehr Innovation – für einen Wachstumsschub sorgen. Zu dumm, dass gerade die konservativ-liberalen Sparkommissare aus Brüssel den betroffenen Ländern eine Kürzung ihrer Bildungsinvestitionen auferlegt haben. Im Übrigen sahen auch nicht alle Teilnehmer zuerst Brüssel in der Pflicht. Denn Arbeitsmarktpolitik sei eine nationale Aufgabe, weil die Massenarbeitslosigkeit der jungen Menschen ja auch nationalstaatliche Ursachen habe.

Die interessierten Zuhörer hatten von den Teilnehmern auf dem Podium sicher nicht die Lösung des Problems erwartet, gerne aber eine zeitnahe Perspektive. Einige von ihnen waren jedenfalls froh, dass die USA nach dem Zweiten Weltkrieg nicht zuerst nach den Ursachen für die an den Kriegsfolgen zu leidenden Europäern gefragt hatten, bevor sie dem alten Europa mit dem Marshall-Plan wieder auf die Beine halfen. Ihnen vor allem sprach Bernd Lange aus der Seele, als er an den französische Außenminister Robert Schuman erinnerte, einen der Gründerväter Europas nach dem Zweiten Weltkrieg. „Solidarität“, so Schumann, „entsteht nur durch ein Europa der Tat, nicht durch kluge Beschlüsse“.