Nach Jahrzehnten eines stetigen Bevölkerungswachstums schrumpft Deutschland und wird immer älter. Es zieht die Menschen in die Stadt, gleichzeitig stehen auf dem Land Häuser leer. Damit verbunden ist eine ungleiche Verteilung von Lebensbedingungen und Infrastruktur. Wie es damit in unserer Region aussieht, darüber diskutierten Bürger und Politiker in Barendorf. Das Thema: „Gleichwertige Lebensverhältnisse in Deutschland“.

Wie komme ich in den Sommerferien zum Bürgeramt, wenn der Bus nur während der Schulzeiten fährt? Kann die A39 zur Ansiedlung von Firmen auch in abgelegenen Orten des Landkreises Lüneburg beitragen? Und lohnt sich ein Dorftheater im Wendland? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigten sich die Bundestagsabgeordneten Hiltrud Lotze, ihre Kollegin aus Schwäbisch Hall – Hohenlohe, Annette Sawade, sowie der Samtgemeindebürgermeister der Samtgemeinde Ostheide, Norbert Meyer, gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern bei einer Diskussion.

„Im Grundgesetz ist die Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnissen in Deutschland vorgeschrieben. Doch angesichts leerer Dorfkerne und entvölkerter Landstriche ist das nicht immer leicht. Wir als Bund sind verpflichtet gesetzgeberisch zu helfen, wenn dies für die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse erforderlich ist“, sagt Annette Sawade. Die SPD-Abgeordnete ist Vorsitzende des Bundestagsunterausschuss „Kommunales“ und kennt auch durch ihre langjährige Tätigkeit als Stadträtin die Sorgen und Nöte von Kommunen.

Hiltrud Lotze hatte sie anlässlich der Initiative „Projekt Zukunft- #NeueGerechtigkeit“ der SPD-Bundestagsfraktion nach Barendorf eingeladen. In sechs Teilprojekten der Initiative erarbeiten die Abgeordneten mit Experten sowie interessierten Bürgerinnen und Bürgern Antworten auf wichtige Zukunftsfragen. Diese sollen in den politischen Prozess mit einfließen. „Wir wollen wissen, was Ihre Vorstellungen und Ideen sind“, lud Hiltrud Lotze zu Beginn der Veranstaltung in Barendorf zu Beiträgen ein.

Die anschließende Diskussion zeigte schnell: Das Publikum war nicht nur aus theoretischem Interesse an dem Thema gekommen. Sondern deswegen, weil die Fragen nach guter Infrastruktur, nach Mobilität und Gesundheitsversorgung vor Ort für sie alltäglich sind. 80 Kilometer sei sie aus Bergen/Dumme im Südosten des Wahlkreises nach Barendorf gefahren, sagt eine Frau. „Die Fahrt führt kilometerweit über dunkle und verlassene Straßen“. Eine andere Bürgerin berichtet von erheblichen Nachteilen, die Hamburg-Pendlern aus Amt Neuhaus mit dem Fahrplanwechsel der Bahn im Dezember bevorstünden. Und ein Vater erzählt vom Widerwillen seiner jugendlichen Kinder aufs Land zu ziehen, auch weil dort abends und am Wochenende kein Bus fahre. Dabei ginge es doch gerade darum, junge Menschen auf die Dörfer zu holen, um Zukunftsperspektiven zu schaffen.

Wie aber können Zukunftsperspektiven für ländliche Räume aussehen? Norbert Meyer verweist auf den Bürgerbus seiner Gemeinde, der Menschen mit kleinem Einkommen von A nach B befördert. Dieser könne nun auch von den Flüchtlingen genutzt werden, die neu in der Samtgemeinde angekommen seien. Aus dem Publikum kommen viele Vorschläge, so etwa zur Anhebung der Pendlerpauschale, zur Ansiedlung von Kulturbetrieben und zum Wiederaufleben von Nachbarschaftshilfen und Dorfläden. Hiltrud Lotze stellt fest: „Wir brauchen kreative Ideen und ein Denken über den eigenen Tellerrand hinaus. Und neben neuen Lösungen brauchen wir vor allem Geld. Am Ende müssen wir als Gesellschaft eine Frage beantworten: Sind wir bereit, mehr Geld in die Hand zu nehmen, damit Leben auf dem Land weiterhin gut möglich ist“.

Weitere Informationen und Mitmachmöglichkeiten zum „Projekt Zukunft- #NeueGerechtigkeit“ gibt es unter www.spdfraktion.de/projekt-zukunft.de. Die Ergebnisse der Diskussion wird Hiltrud Lotze an die Projektgruppe weitergeben