Es zieht die Menschen in die Städte, gleichzeitig stehen auf dem Land Häuser leer. Das hat auch Auswirkungen auf den öffentlichen Personennahverkehr, der bei weniger Fahrgästen sein Angebot zurückschraubt. Wie man auch im Landkreis ohne eigenes Auto mobil sein kann, darüber sprach die SPD Lüneburg auf einer öffentlichen Veranstaltung in Oerzen. Die Bundestagsabgeordnete Hiltrud Lotze hielt ein Impulsreferat.

Wer abends in Oerzen den Bus nehmen will, muss früh nach Hause. Um 20:15 Uhr fährt der letzte 5700er nach Lüneburg zurück. „Für den Landkreis ist das eine ganz ordentliche Zeit. Aber für Abendveranstaltungen wie die heutige ist das zu früh“, sagt Hiltrud Lotze.

Doch den regulären Linienverkehr ausbauen, ist gar nicht so einfach. „Der ÖPNV fährt zu fest definierten Fahrzeiten und Orten. Er kann seinen Fahrplan nicht flexibel auf die Nachfrage der Kunden ausrichten. Das hat zur Folge, dass Busse in ländlichen Regionen oft leer fahren müssen und gleichzeitig zu benötigten Zeiten kein Bus fährt. Gerade für Ältere und nicht mobile Menschen wird das immer mehr zum Problem“, sagt Andrea Schröder Ehlers, SPD-Unterbezirksvorsitzende und Landtagsabgeordnete.

Eine Lösung für dieses Problem sind Bürger- und Dörferbusse, die gegen einen geringen Betrag oder auf Spendenbasis flexibel und auf Abruf fahren. In Oerzen stellten drei Bürgerbus-Initiativen ihr Konzept vor.

Das Zentrum von Amelinghausen soll für jedermann aus den Mitgliedsgemeinden erreichbar sein. Das ist das Ziel des Bürgerbus Amelinghausen. Der Verein hat heute rund 200 Mitglieder, darunter auch die örtlichen Kommunen. Jeder der Mitglied wird, kann den ehrenamtlich betriebenen Bürgerbus als Fahrgast nutzen. Dabei gilt: „Wir fahren nicht Linie sondern auf Abruf. Fahrgäste melden ihre Fahrt vorher telefonisch an und werden von uns dann zu ihrem Wunschziel gebracht“, sagt Magnus Ludwig, der Kassenführer des Vereins.

In der Ostheide ist die Busanbindung nach Lüneburg gut. Ein Problem stellt aber der öffentliche Personennahverkehr innerhalb der Ostheide dar. „Wer von Neetze ins Rathaus nach Barendorf möchte, muss mit dem Bus über Lüneburg fahren“, erklärt Samtgemeindebürgermeister Norbert Meyer. Die direkte Strecke stellt seit einiger Zeit der Dörferbus Ostheide sicher. Menschen, die wegen einer körperlichen Beeinträchtigung oder aus finanziellen Gründen den ÖPNV oder ein Taxi nicht nutzen können, können im Bürgerbus mitfahren. Jeden Montag und Donnerstag sind die ehrenamtlichen Fahrer in der Ostheide unterwegs.

Auch das Bürgerauto Bleckede wird ehrenamtlich betrieben. Der Verein fährt innerhalb der Einheitsgemeinde auf Abruf. Zwischen acht und zehn Fahrgäste transportiert das Bürgerauto am Tag. Aus der ursprünglichen Idee, Mobilität zu organisieren, ist mittlerweile viel mehr geworden. Die Mitglieder helfen untereinander bei kleineren Handwerksarbeiten, machen Hausmusik und planen sogar einen Second-Hand-Laden.

Doch die Bürgerbusse haben auch mit Problemen zu kämpfen, müssen zum Beispiel mit dem Finanzamt über ihre Gemeinnützigkeit verhandeln oder stoßen an die Grenzen des Personenbeförderungsgesetzes. „Die SPD Bundestagsfraktion beschäftigt sich im Moment in einer Projektgruppe mit Lösungen für diese Probleme. Ich bin sehr dankbar über das große ehrenamtliche Engagement. Trotzdem ist klar, dass Politik und Staat die Daseinsvorsorge in Deutschland sicherstellen müssen. Dazu gehört auch Mobilität“, sagt Hiltrud Lotze.

Darüber waren sich auch die anwesenden Kreistagspolitiker und Kommunalpolitiker aus den Gemeinden einig. Die SPD hat deswegen den Ausbau von Bürger- und Dörferbussen im gesamten Landkreis Lüneburg als eine Forderung in ihr Kreistagswahlprogramm aufgenommen.